Wechseljahre: Was Beschwerden wirklich lindert (2025)

Die Wechsel­jahre? „Die müssen bei mir lange durch sein“, lacht Anna Heise*, 71. „Ich hab sie irgendwie nicht mitbekommen, vielleicht auch, weil ich spät kleine Kinder hatte, die mich ablenkten.“ Petra Büsing*, 52, spürt immer mal „leichte Hitze“. Karen Hanke*, 60, machen Wallungen enorm zu schaffen: „Man kann nicht schlafen, die Haare sind klitsch­nass, das Wasser tropft auf die Tastatur, man braucht Unmengen Deo und so weiter.“ All das mische sich mit den tagtäglichen Anforderungen des Arbeits­lebens.

Die Beispiele zeigen: Die Wechsel­jahre verlaufen von Frau zu Frau sehr unterschiedlich. Etwa jede Dritte merkt gar nichts. Ein Drittel spürt leichte, ein Drittel massive Beschwerden. Manche Betroffene bekommen rezept­pflichtige Hormonpräparate. Doch diese können lang­fristig Risiken bergen. Seit das 2002 bekannt wurde, verordnen Ärzte sie viel seltener.

Alternativ stehen rezept­freie pflanzliche Präparate zur Wahl, etwa mit Soja, Rotklee oder Trauben­silber­kerze. Sie heißen zum Beispiel „Meno Aktiv“ oder „Menofemina“ und tragen die Wechsel­jahre, fach­sprach­lich Meno­pause, schon im Namen. Manche versprechen „Wohl­befinden“, „Ausgeglichenheit“ oder „Vitalität“. Unsere Experten haben pflanzliche Nahrungs­ergän­zungs- und Arznei­mittel getestet. Sie analysierten, ob große klinische Unter­suchungen den Nutzen nach­weisen und suchten nach Belegen, dass die Mittel nicht schaden. Ihr Fazit lautet: wenig geeignet.

Umbruch in der Lebens­mitte

Ungefähr mit 50, teils auch deutlich früher oder später, durch­lebt jede Frau eine Umbruch­phase. Die Wechsel­jahre können sich, wie der Name schon sagt, länger hinziehen. Irgend­wann sind Schwangerschaften auf natürlichem Wege nicht mehr möglich; die Regel­blutung bleibt aus. Die Eier­stöcke stellen ihre Tätig­keit ein und bilden damit auch immer weniger weibliche Geschlechts­hormone. „Die Wechsel­jahre sind keine Krankheit, sondern ein ganz normaler Lebens­abschnitt“, sagt Gynäkologin Dr. Maria Beckermann, lang­jährig tätig für den Arbeits­kreis Frauen­gesundheit.

Dennoch können Beschwerden auftreten. Das bestätigen auch rund 1500 Teilnehme­rinnen einer Umfrage auf test.de. Knapp 90 Prozent gaben an, sie litten an Hitzewal­lungen und Schweiß­ausbrüchen. Sie entstehen wohl, weil die Hormonspiegel nicht stetig sinken, sondern teils kräftig auf- und abpendeln. Andere Beschwerden wie Schlafstörungen und trockene Scheide nannten die Befragten seltener. Die meisten fühlen sich nur „ein wenig“ oder „mäßig“ beein­trächtigt, rund 20 Prozent allerdings „schwer“ bis „massiv“. Ungefähr jede dritte Umfrage­teilnehmerin nimmt Hormon- oder Pflanzenpräparate.

Ähnlich wie weibliche Hormone

Auch die geplagte Karen Hanke ließ sich Hormone verordnen. Petra Büsing wollte das auf keinen Fall. Sie kaufte ein rezept­freies Pflanzenpräparat. Solche Mittel sollen schonend helfen – so die Verheißung, die Frauen voneinander, aus den Medien oder dem Internet erfahren.

Die Hoff­nung hat mit Japane­rinnen zu tun: Sie leiden selten an Wechsel­jahres­beschwerden. Manche Forscher führten das auf die sojareiche Ernährung zurück. „Doch könnten Asiatinnen auch aus genetischen oder kulturellen Gründen wenig Beschwerden haben beziehungs­weise äußern“, so Gynäkologin Beckermann. Zudem gibt es in Fern­ost von Kindheit an sojareiche Kost – nicht erst in den Wechsel­jahren.

Trotz derlei Einwänden gegen die Theorie bieten Firmen Nahrungs­ergän­zungs­mittel mit Extrakten aus Soja oder Rotklee an. Beide Pflanzen enthalten Isofla­vone, die ähnlich wirken können wie weibliche Geschlechts­hormone. Solche Phytohormone oder Phyto­östrogene kommen in einigen weiteren Gewächsen vor, etwa in Rhapontikrhabarber. Sein Extrakt ist in Deutsch­land ebenfalls erhältlich – in Form rezept­freier Arznei­mittel. Das gilt ferner für Inhalts­stoffe der Trauben­silber­kerze. Auch sie könnten in die hormonelle Regulation eingreifen. Allerdings ist der genaue Wirk­mecha­nismus noch unklar.

Arznei- und Nahrungs­ergän­zungs­mittel sehen ähnlich aus. Medikamente sind aber viel besser über­wacht. Sie brauchen für die Zulassung Studien­belege für Qualität, Wirk­samkeit und Unbe­denk­lich­keit.

Nur einige Monate auf eigene Faust

Die Stiftung Warentest geht noch strenger vor. Sie prüft, ob aussagekräftige Studien den Nutzen belegen. Für die getesteten pflanzlichen Arznei- und Nahrungs­ergän­zungs­mittel fanden unsere Experten keinen ausreichenden Nach­weis, dass sie bei Wechsel­jahres­beschwerden helfen. Alle Präparate sind „wenig geeignet“ – zumal Belege fehlen, dass sie auch bei Lang­zeit­anwendung nicht schaden. Wegen hormon­artiger Wirkungen könnten sie das komplizierte biologische Gleichgewicht im Körper verändern – auch negativ. So stehen Phytohormone aus Soja und Rotklee im Verdacht, das Risiko für Schild­drüsen­erkrankungen und Brust­krebs zu erhöhen.

„Zur Sicherheit würde ich die Mittel bei Frauen, die Brust­krebs hatten oder haben, nicht einsetzen“, sagt Beckermann. Arznei mit Rhapontikrhabarber oder Trauben­silber­kerze sollten Betroffene nur nach ärzt­licher Rück­sprache nehmen, heißt es im Beipack­zettel. Zudem rät er, die Mittel auf eigene Faust nur einige Monate anzu­wenden. Auch über Jahre oder vorbeugend Soja- oder Rotklee-Pillen zu schlu­cken, ist wegen möglicher Risiken nicht angesagt.

Der Lang­zeit­einsatz kann zudem ins Geld gehen. Beim teuersten Mittel im Test, Benedict Verum Meno­pause, läppern sich in fünf Jahren rund 2427 Euro zusammen.

Die Europäische Behörde für Lebens­mittel­sicherheit (Efsa) sieht die Sachlage ähnlich wie die Stiftung Warentest. Sie lehnte bisher alle gesund­heits­bezogenen Aussagen (Health Claims) für Soja-Isofla­vone ab. Firmen dürfen nicht damit werben.

Hormone kurz und nied­rig dosiert

Immer gilt: Wer ein Pflanzenpräparat ausprobiert, sollte darauf achten, ob es nach einigen Wochen subjektiv etwas bringt. „Bei wirk­lich schlimmen Beschwerden“, so Beckermann, „eignet sich eine ärzt­lich verordnete Hormon­therapie besser, weil sie nach­weislich nützt.“ Sie sollte möglichst nied­rig dosiert und kurz sein, was oft ausreicht, Medikamente auf Rezept. Ein Vorteil: Die Zusammenset­zung der Hormonpräparate ist bekannt. Pflanzen­extrakte hingegen können verschieden stark wirkende Phyto­östrogen-Unterformen in verschiedenen Mengen enthalten – auch in sehr hohen. Auf der Packung fehlen oft genaue Angaben dazu. Dort steht dann zum Beispiel nur „150 mg Extrakt“ oder „50 mg Isofla­vone“.

Nahrungs­ergän­zung meist unnötig

Viele geprüfte Nahrungs­ergän­zungs­mittel weisen neben Soja oder Rotklee weitere Inhalts­stoffe aus – teils riskante. So wartet das teure Präparat Benedict Verum mit mehreren anderen Phytohormonen auf. Zwei Produkte liefern Eisen. Doch das begüns­tigt möglicher­weise Krankheiten und sollte daher nur per Präparat ergänzt werden, wenn ein Arzt einen Mangel fest­stellt.

Ähnliches gilt für Vitamin D und Kalzium, zwei Helfer gegen Osteoporose. Das Knochenleiden tritt bei älteren Frauen vermehrt auf, weil die Hormonspiegel sinken. Doch lässt sich allein mit gesunder Ernährung vorbeugen. Der Bedarf an Kalzium und allen anderen Nähr­stoffen ist in und nach den Wechsel­jahren laut der Deutschen Gesell­schaft für Ernährung meist nicht erhöht. Dann sind Nahrungs­ergän­zungs­mittel unnötig.

Im Wandel gelassen bleiben

Petra Büsing ließ ihr Pflanzenpräparat nach einigen Monaten wieder weg. „Ich merkte keine Veränderung und habe eine Abneigung, täglich irgend­welche Pillen zu schlu­cken. Statt­dessen weitete ich meine Yoga- undMeditations­übungen aus. Und siehe da – es wurde besser.“

Vielleicht hilft ihr auch, dass sie sich gesund ernährt und inzwischen gelassen mit den Wechsel­jahren umgeht. Anfangs war die Zeit für Büsing nicht einfach. Sie erlebte in vielerlei Hinsicht Abschied und Aufbruch, inklusive familiären Konflikten und neuen Zielen. Die Angestellte machte sich selbst­ständig – als Fotokünst­lerin. Sie spürt, dass noch viel vor ihr liegt.

* Name von der Redak­tion geändert.

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